Ursprünglich veröffentlicht am 9. Mai 2025.
Verfasst von: Anja Kaup (PR und Marketing Managerin) – anja.kaup@infocient.de
Stellen Sie sich Ihr Unternehmen als eine lebendige Metropole vor, in der täglich unzählige Datenströme wie Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs sind. In traditionellen IT-Landschaften gleicht dieses Verkehrsnetz oft einem Flickenteppich aus Einbahnstraßen, Sackgassen und komplizierten Umleitungen: SAP-Systeme fahren auf eigenen Spuren, Non-SAP-Anwendungen nutzen andere Wege, und jede Abteilung verwaltet ihre eigenen Dateninseln. Das Ergebnis? Viel Koordinationsaufwand, Staus an den Schnittstellen und ein ständiges Risiko, den Überblick zu verlieren.
Mit der SAP Business Data Cloud (BDC) wird dieses komplexe Netz zu einem hochmodernen, zentral gesteuerten Verkehrsleitsystem transformiert. Alle Daten – ob aus SAP- oder Non-SAP-Systemen, aus der Cloud oder On-Premises – werden wie Fahrzeuge auf einer intelligenten Datenautobahn zusammengeführt und harmonisiert. Die BDC sorgt dafür, dass jeder Datensatz zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist, ohne dass aufwändige Zwischenstopps oder Umwege nötig sind. Dank integrierter Steuerungsfunktionen – wie Governance, Sicherheit und Echtzeit-Analysen – behalten Sie jederzeit die Kontrolle über den gesamten Datenverkehr und können flexibel auf neue Anforderungen reagieren.
Im folgenden Interview teilt Jens Braun seine Einblicke, wie Unternehmen mit der BDC ihre Datenstrategie auf ein neues Level heben – und was das konkret für Ihre tägliche Arbeit bedeutet.
Jens Braun arbeitet seit fünf Jahren bei SAP als Solution Advisor für SAP Business Data Cloud in der Region Middle & Eastern Europe.
Allgemeine Fragen zur SAP Business Data Cloud
Welche Vorteile bringt die BDC im Vergleich zu bestehenden Lösungen wie SAP BW oder SAP Datasphere? Was sind die fünf Kernpunkte der SAP BDC?
Jens Braun: SAP Business Data Cloud ist die Evolution unseres Data & Analytics Portfolios, d. h. wir bringen bestehende Lösungen enger zusammen und ergänzen sie um neue und relevante Funktionalitäten:
1) SAP verwaltete Datenprodukte
2) Insight Apps
3) BW Modernization
4) SAP Databricks
5) Ein Lizenzmodell
Jens Braun, BTP MEE CoE UD&A, SAP SE
Warum hat sich SAP entschieden, die BDC einzuführen?
Braun: Hier gibt es verschiedene Gründe, aber man kann es aus meiner Sicht auf einen Punkt bringen:
Unsere Kunden stehen vor der Herausforderung neue Anwendungsfälle, insbesondere mit Blick auf künstliche Intelligenz, umzusetzen. Und mit SAP Business Data Cloud wird die dafür notwendige Datenbasis bereitgestellt.
Darüber hinaus erweitern die Insight Apps den Clean Core und Standardisierungsansatz aus der SAP Business Suite in Data & Analytics.
Welche Zielgruppen profitieren am meisten von der neuen Lösung?
Braun: Hier sollte man nach meiner Einschätzung nach den Services der SAP Business Data Cloud unterscheiden:
- SAP Business Warehouse Cloud Private Edition bietet den SAP BW Verantwortlichen die Möglichkeit, die wertvollen Daten einfach und schnell für neue Anwendungsfälle bereitzustellen, insbesondere durch den Data Product Generator.
Die verlängerte Wartung bis Ende des Jahres 2030 bietet zudem die Möglichkeit, sich auf die neuen Anwendungsfälle zu konzentrieren, anstatt Zeit und Aufwand in eine Migration nach SAP BW/4HANA zu investieren, welche oft keinen Mehrwert außer der verlängerten Wartung bietet. - Insight Apps und Datenprodukte reduzieren den Aufwand für Standardreporting und -planungs-Anwendungen und helfen damit IT und Fachbereichen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: die Differenzierung, d. h. die Abbildung der unternehmensspezifischen Daten und Kennzahlen.
- SAP BDC als Ganzes vereinfacht es IT-Verantwortlichen, auch neue Mitarbeitende an Bord zu bekommen. Anstatt ausgebildete SAP BW Spezialistinnen und Spezialisten einzustellen oder selbst auszubilden, arbeiten die vorhandenen SAP BW Experten zusammen mit neuen Mitarbeitenden, die sich z. B. in SQL und Python auskennen, und implementieren Anwendungen, die einen Mehrwert für das Unternehmen bringen.
- Die Integration von SAP Databricks ermöglich Data Engineers und Data Scientists mit Databricks Know-how einen einfachen Zugriff auf Daten aus SAP Systemen, die ohne Aufwand genutzt werden können. Damit entfallen aufwendige Datenintegrations- und Datenaufbereitungstätigkeiten.
Auswirkungen auf bestehende Kunden, die SAP BW und Datasphere nutzen
Welche Optionen haben Kunden, die aktuell SAP BW nutzen (z. B. Version 7.5), um auf die BDC umzusteigen?
Braun: insbesondere Kunden, welche heute SAP BW 7.5 nutzen, können ihr SAP BW System mit einer Migration in die SAP Business Data Cloud einfach und schnell integrieren. Die bestehenden Anwendungen laufen dabei weiter, die Daten können über den Data Product Generator für SAP Datasphere und SAP Databricks bereitgestellt werden, ohne dafür das SAP BW System vorher umbauen zu müssen.
Dann können bestehende Anwendungen/Datenmodelle aus dem SAP BW System z. B. durch Insight Apps abgelöst werden, d. h. man nutzt den von SAP bereitgestellten Standard und ergänzt diesen um relevante kundenspezifische Felder und Berechnungen.
Der Data Product Generator steht auch für SAP BW/4HANA in SAP Business Data Cloud zur Verfügung.
Wie unterstützt die „SAP BW Bridge“ den Übergang von SAP BW zu SAP Datasphere und letztlich zur BDC?
Braun: Die SAP BW Bridge kann das letzte Puzzlestück sein, wenn es darum geht, ein SAP BW System abzulösen. D.h. wenn es darum geht, komplexe Transformationslogiken beizubehalten, dann stellt die SAP BW Bridge eine gute Möglichkeit dar, um sich den Aufwand für den Betrieb eines SAP BW oder SAP BW/4HANA Systems zu sparen.
Gibt es Szenarien, in denen eine hybride Nutzung von BDC und bestehenden Systemen sinnvoll ist?
Braun: SAP Business Data Cloud beinhaltet als seinen Service SAP Datasphere, und damit hat man weiterhin alle bekannten Integrationsmöglichkeiten, um Daten aus Systemen zu integrieren. Das ist insbesondere für die Systeme relevant, für welche es keine Insight Apps und Datenprodukte gibt.
Das Thema Lizenzkosten ist eine zentrale Fragestellung. Wie sieht das Abrechnungsmodell mit Capacity Units aus, was ist hier angedacht?
Braun: Die Capacity Units sind die Währung der SAP Business Data Cloud, die man flexibel für die verschiedenen Services nutzen kann, d. h. für SAP Analytics Cloud, SAP Datasphere, SAP BW Cloud Private Edition oder SAP Databricks.
Für jeden Service gibt es dann eigene Parameter, nach denen sich die Capacity Units ermitteln lassen, welche bei der Nutzung verbraucht werden.
Für SAP Analytics Cloud ist das weiterhin die Anzahl der Benutzenden je Benutzertyp und auch SAP Datasphere wird wie bisher anhand verschiedener Komponenten wie z. B. Größe des Object Store, Hauptspeicher, … berechnet.
Bei SAP BW Cloud Private Edition geht es grundsätzlich über die Größe des Systems und die Anzahl der Applikationsserver.
Bei SAP Databricks kommen wiederum andere Parameter zum Tragen, etwa die Anzahl der ausgeführten SQL Statements oder die Anzahl an Machine Learning Modellen.
Wie schon für SAP Datasphere und andere Cloud Lösungen bekannt, wird auch ein öffentlich zugänglicher „Calculator“ zur Verfügung gestellt werden, sodass Kunden sich selbst oder in Zusammenarbeit mit SAP einen Eindruck machen können, welche Faktoren sich wie auf die Subskription auswirken.
Kann die Einführung der BDC auch dazu beitragen, Kosten im Bereich Datenmanagement zu senken (z. B. durch Object Stores)?
Braun: In der Tat bietet der Object Store eine sehr gute Möglichkeit, Daten günstiger zu speichern, ohne Kompromisse bei der Nutzbarkeit eingehen zu müssen. D. h. eine lange Historie an Daten kann man im Object Store günstig vorhalten und die Daten trotzdem flexibel mit den Modellierungsmöglichkeiten der SAP Datasphere nutzen.
Welche Einsparpotenziale gibt es speziell für Kunden mit hohen HANA-Kosten?
Braun: Hier spielt der Object Store eine wichtige Rolle: anstatt die Daten alle in HANA vorzuhalten oder z. B. die Archivierungsmöglichkeiten in SAP BW zu nutzen, kann ich die wertvollen Daten aus SAP BW schnell und einfach in einem günstigeren Speicher ablegen und von dort mit SAP Datasphere und mit SAP Databricks für neue Use Cases nutzen.
Wie verbessert die Integration von KI-Tools wie Joule oder Databricks die Datenanalyse für bestehende Kunden?
Braun: Durch die Integration wird die Nutzung der SAP-Daten deutlich vereinfacht. D. h. der Aufwand und damit die Zeit, bis man mit der Umsetzung von KI-Anwendungsfällen beginnen kann, wird stark verkürzt.
Dazu wird die Governance erhöht, da die Daten über eine zentrale Plattform bereitgestellt werden, womit dann auch die Ergebnisse der Use Cases, z. B. Vorhersagen, wieder in das Standardberichtswesen eingebaut werden können. Damit können diese Informationen dann einfacher den Anwendenden zur Verfügung gestellt werden.
Welche neuen Möglichkeiten bieten vordefinierte Datenprodukte und Insight Apps?
Braun: Mit den Insight Apps und den von SAP verwalteten Datenprodukten bieten wir Kunden standardisierte Analytics und Planung zur Verfügung, sodass Kunden sich bei der Implementierung auf differenzierende Inhalte konzentrieren können.
Statt also Zeit und Aufwand in die Entwicklung von Datenmodellen und Dashboards zu investieren, bei denen das Unternehmen die Standardprozesse in der SAP Business Suite nutzen, kann man die von SAP erstellten und verwalteten Insight Apps nutzen und diese dann noch um spezifische Anforderungen ergänzen.
Das bedeutet, dass der Ansatz einen Standard auszuliefern, den Kunden anpassen können, damit auch auf Daten, Planung und Analytics erweitert wird. Und damit wird eine schnellere Realisierung von Anforderungen ermöglicht.
Handlungsempfehlungen für Kunden
Welche Schritte sollten Unternehmen gehen, um ihre Migration zur BDC erfolgreich zu gestalten?
Braun: Zunächst einmal empfehle ich Kunden, ihre Strategie für Daten und Analysen unter Berücksichtigung der neuen Möglichkeiten der SAP Business Data Cloud zu aktualisieren.
Für Kunden, welche bereits auf SAP Analytics Cloud und SAP Datasphere setzen, stellt SAP BDC die natürliche Evolution der Lösungen dar.
Darüber hinaus sollte bei anstehenden Transformationen auf SAP S/4HANA in RISE betrachtet werden, ob bisherige Datenmodelle und Berichte nicht durch SAP Standard abgelöst werden können: d. h. durch Embedded Analytics in SAP S/4HANA selbst und natürlich Insight Apps.
Der Abgleich von Anforderungen mit diesen Standardangeboten sollte ab sofort immer geschehen, um Eigenentwicklungen effizient und zielgerichtet einzusetzen.
Gibt es spezifische Herausforderungen, auf die Kunden achten sollten?
Braun: Eigentlich nicht – die Migration des SAP BW Systems läuft üblicherweise reibungslos ab, muss aber dennoch gut geplant werden. Der Ablauf ist hier eigentlich identisch zu den Migrationen von ERP Systemen in die SAP Private Cloud.
Wie können Unternehmen sicherstellen, dass ihre Investitionen in SAP BW/Datasphere auch in der BDC weiterhin genutzt werden können?
Braun: Hier kommt die verlängerte Wartung für SAP BW 7.5 ins Spiel: als Teil der SAP Business Data Cloud wird das System bis Ende 2030 gewartet und so kann man sich in dieser Zeit auf neue Anforderungen konzentrieren und das SAP BW System weiterlaufen lassen.
Bis Ende des Jahres 2030 steht so ausreichend Zeit zur Verfügung, um SAP BW schrittweise zu reduzieren. Und falls SAP BW Anwendungen auch Ende des Jahres 2030 noch relevant sind, so kann eine Migration auf SAP BW/4HANA oder eine Ablösung mit der SAP BW Bridge ins Auge gefasst werden. Aber dann eben nur für die noch relevanten SAP BW Anwendungen und damit üblicherweise mit weniger Aufwand, als wenn man heute das komplette SAP BW System für SAP BW/4HANA vorbereiten würde.
Bestehende SAP Datasphere-Tenants werden ebenfalls in die SAP Business Data Cloud überführt werden können. Diese Möglichkeit ist für die zweite Jahreshälfte geplant. Gleiches gilt für SAP Analytics Cloud.
Welche langfristigen Vorteile gibt es für Unternehmen, die frühzeitig auf die BDC umsteigen?
Braun: Hier sehe ich insbesondere den Punkt, dass man sich gleich von Beginn an klar für ein datengetriebenes Arbeiten aufstellt, d. h. SAP Business Data Cloud als die Plattform für Geschäftsdaten aufbaut und damit beginnt, Daten als Produkte bereitzustellen und zu nutzen – unabhängig davon, ob es von SAP oder selbst verwaltete Datenprodukte sind. Und damit schafft man die Grundlage für eine schnelle Umsetzung von neuen Anforderungen für Analytics, Planung und natürlich AI.
Welche Unterstützungsangebote bietet SAP für Kunden, die den Wechsel zur BDC planen?
Braun: Wir werden anbieten, bestehende SAP Datasphere und SAP Analytics Cloud Tenants in SAP Business Data Cloud umzuziehen, sodass Kunden hier nicht neu starten müssen. Und für die Migration von SAP BW Systemen bieten wir natürlich entsprechende Migrationsservices an.
Fazit
Was ist aus deiner persönlichen Sicht das wichtigste Argument für Unternehmen, jetzt auf die BDC zu setzen?
Braun: Das hängt ein wenig von der aktuellen Situation eines Unternehmens und den jetzt relevanten Anforderungen ab:
- Kunden mit SAP BW 7.5 bekommen mit der Migration des Systems in die SAP Business Data Cloud einen neuen Ansatz für die Modernisierung, mit welchem sie sich auf neue Anforderungen konzentrieren können und ihre Daten schnell und einfach für neue Use Cases umsetzen können.
- Kunden, die Databricks nutzen, können mit SAP Business Data Cloud diese Expertise nutzen und sehr einfach Anwendungsfälle auf SAP-Daten umsetzen.
- Mit den Insight Apps & Data Products kann ich die Standardisierung, welche die meisten Unternehmen für ihr ERP-System verfolgen, auch für Data, Analytics & Planung umsetzen. Und dafür schafft man mit SAP Business Data Cloud die notwendigen Voraussetzungen.
Bezogen auf den Vergleich mit dem Verkehrsleitsystem bedeutet es für Ihr Unternehmen: weniger Staus durch Datensilos, weniger Aufwand für die Integration und mehr Geschwindigkeit bei der Umsetzung neuer Ideen. Die SAP Business Data Cloud macht es möglich, dass Ihre Datenströme nicht nur reibungslos fließen, sondern auch optimal genutzt werden – als Grundlage für Innovation, KI-gestützte Analysen und zukunftsweisende Geschäftsentscheidungen.
Infocient: Jens, ganz herzlichen Dank, dass du dir so viel Zeit für unsere Fragen zu SAP BDC genommen hast. Unsere Kunden haben dadurch sicher viele wertvolle Informationen erhalten.
Wenn Sie mehr zu SAP Business Data Cloud wissen möchten
- schicken Sie uns eine E-Mail oder
- rufen Sie Dr. Armin Elbert persönlich an: +49 621 596 838-50