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Autor

Anja Kaup
PR und Marketing Managerin

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anja.kaup@infocient.de

Die Autoren vermitteln ihre Erkenntnisse zu Fallstricken in Business Intelligence (BI)-Projekten, die sie als Berater in realen Projekten gewonnen haben. An Hand typischer Beispiele öffnen Sie einen neuen Blick darauf, dass Probleme in BI-Projekten nicht im eigentlichen Projekt bewältigt werden können. Vielmehr zeigen sie auf, dass BI ein Unternehmensprozess ist. Dieser Prozess erfordert die breite Einbindung aller Fachbereiche, insbesondere des Top-Managements.

Ziel des Buches

Wie kann der Teufelskreis durchbrochen werden, in den IT-Verantwortlichen oft geraten? Ronald Bachmann und Dr. Guido Kemper beschreiben den Teufelskreis so, dass heterogen gewachsene Systemlandschaften und schlechte Datenqualität keine Mehrwerte schaffen können, was zu einer geringen Akzeptanz der IT beim Top Management und anderen Fachbereichen, Budgetkürzungen und damit zu fehlenden Ressourcen für eine Konsolidierung von Systemen und besserer Datenqualität führt.

Das Buch fokussiert sich auf den Prozess, wie sich die IT durch permanente Zusammenarbeit in übergreifenden Konzepten, organisatorischen Maßnahmen und guter interner Kommunikation aus dieser Falle befreien kann.

Teufelskreis IT Raus aus BI-Falle

Abb. 1: IT im Teufelskreis, Raus aus der BI-Falle, S. 43

Zielgruppe des Buches

Entsprechend der Zielsetzung richtet sich das Buch nicht nur an IT-Spezialisten, sondern auch an Fachbereichsmitarbeiter und Manager, die daran interessiert sind, Mehrwert zu schaffen und das Unternehmen „intelligent“ voranzubringen. Diese Aufgabe kann nur durch eine Unternehmensstrategie gelöst werden, in der IT und Business an einem Strang ziehen.

Aufbau des Buches

In der Einleitung geht es zunächst um den Unterschied von Business Intelligence und Business Intuition. Befürchtungen vieler Beteiligter, dass ein Aufbau der BI persönliche Nachteile mit sich bringen könnte, wie Wegfall individueller Potenziale wie Kreativität, wollen die Autoren auflösen. Dieser Zielkonflikt löst sich auf, wenn bekannt ist, dass BI ein Höchstmaß an persönlicher Freiheit und Kreativität ermöglicht, allerdings auf Basis strukturierter und hochwertiger Daten und Prozesse.

Im zweiten Kapitel „IT-Verantwortliche in der Defensive“ wird der Teufelskreis beschrieben, in dem IT-Verantwortliche stecken, gefolgt von der ausführlichen Beschreibung der „strukturellen Ursachen für das Scheitern von BI-Initiativen“ in Kapitel vier. Zu den strukturellen Ursachen gehören beispielsweise Unternehmenskultur, Organisation, dezentrale IT Budgets, Datenqualität, fehlende oder veraltete Architekturkonzepte.

Kapitel fünf geht auf den BI-Killer schlechthin ein: „Bypass-Reporting und seine Folgen“. Ein lesenswertes Kapitel. Unter Bypass-Reporting verstehen die Autoren Parallelprozesse, wenn Fachbereiche die benötigten Informationen nicht von der zentralen IT beziehen, sondern eigene Reporting Systeme aufbauen. Bei der Berechnung von Business Cases für BI bleiben die Kosten für Aufbau, Betrieb und Wartung der vorhandenen Bypass-Reportings oder der Schatten-IT meist unberücksichtigt. So kann keine realistische Kosten-Nutzen-Analyse von BI-Projekten geliefert werden und kein echter Wertbeitrag der IT errechnet werden. Erfolgversprechende Konzepte von IT-Verantwortlichen konnten oft nicht durchgesetzt werden, wegen des Missverständnisses, dass der Aufbau von IT zunächst nur Kosten verursacht und erst nach Jahren zu Benefits führt.

Legitimiert werden Bypass-Reportings dadurch, dass innerhalb der IT-Regelprozesse nicht die benötigten fachlichen Inhalte in der erforderlichen Qualität geliefert werden können. Workarounds kompensieren die Defizite. Damit werden Defizite aber manifestiert, es kann kein konsolidierter Datenbestand aufgebaut werden, Reports sind nicht vergleichbar, die Aussagekraft von Reports wird angezweifelt.

Teufelskreis Bypass Reporting_Raus aus BI-Falle

Abb. 2: Teufelskreis schlechte Datenqualität und Bypasses, Raus aus der BI-Falle, S. 124

Im achten Kapitel „Business Intelligence auf Projektebene umsetzen“ folgt die praxisnahe Darstellung eines modularen Projektaufbaus zur Erreichung des gewünschten Zielszenarios. Empfehlung der Autoren ist, mit einem Vorprojekt zu beginnen, das den Ist-Zustand untersucht, um festzustellen, ob erst Voraussetzungen für einen späteren Projekterfolg geschaffen werden müssen. Der Idealfall für die Autoren ist die Einrichtung eines Business Intelligence Competence Centers (BICC) als Stabsstelle an der Geschäftsleitung, die alle Projekte und Teilprojekte verantwortlich steuert.

Die Struktur und Aufgaben eines BICC werden im neunten Kapitel „Business Intelligence erfolgreich managen“ beschrieben. Außerdem behandelt ein Unterpunkt, wie Bypass-Reportings sukzessive abgeschaltet und migriert werden sollten. Erwähnenswert sind auch das „Power-User-Konzept“ bei Einführung von Frontend-Tools oder „Data Stewards“ in Fachbereichen, die in Zusammenarbeit mit dem BICC Verantwortung für Prozess- und Datenqualität übernehmen.

Kapitel 10 „Wege aus der BI-Falle“ zeigt auf, wie Quick Wins mit BI realisiert werden können und Aktivitäten der BI parallelisiert werden können.

Im elften Kapitel geht es um „klassische Zielkonflikte und ihre Auflösung in BI-Initiativen“, um die Beschreibung von Szenarien, die oft als Begründung für die Undurchführbarkeit von BI-Projekten herangezogen werden.

Ein BI-Quickcheck in Kapitel 12 mit wichtigen Fragestellungen zur „BI-Readiness“ und aktuelle technische Entwicklungen in Kapitel 13 schließen das Thema ab.

Besonderheiten des Buches

  • Jedes Kapitel listet zu Beginn die behandelten Inhalte auf und enthält farblich abgesetzte Hinweise und Tipps. Das erleichtert auch ein Querlesen des Buches.
  • Stellungnahmen von Verantwortlichen entsprechen weit verbreiteten Meinungen und Erfahrungen. Als Leser fühlt man sich verstanden und entdeckt vieles wieder.
  • Beispiele vermitteln konkret, wie es zu Phänomenen wie „Bypass-Reportings“ kommt und wie Zielkonflikte aufgelöst werden können.

Unser Fazit


Durch die vielen Praxisbeispiele und Statements ist das Buch anschaulich, teilweise humorvoll und informativ geschrieben. Es beschreibt alle denkbaren Fallstricke, die Projekte scheitern lassen. Gleichzeitig zeigt es auf, dass es Lösungsmöglichkeiten für diese Fallstricke gibt.

Deutlich wird, welchen Einfluss die „nicht-technischen“ Strukturen, insbesondere organisatorische und menschliche Faktoren auf den Erfolg oder Misserfolg von BI-Projekten haben. BI ist ein Unternehmensprozess, der die Zusammenarbeit aller Abteilungen und Unterstützung im Top-Management benötigt.

Um BI im Unternehmen besser zu verankern, schlagen die Autoren die Einrichtung von zentralen Business Intelligence Competence Centern vor. Auf Alternativen gehen sie allerdings nicht ein. Dabei gibt es auch die Möglichkeit von virtuellen BICCs, in denen Teammitglieder ihren Primärorganisationen zugeordnet bleiben und einen zusätzlichen Verantwortungsbereich in einem unternehmensweiten BICC erhalten. Hybride BICCs bestehen aus einem zentralen BICC und Business Delegation Units (BDUs), die auf Fachbereichsebene Verantwortung für für BI-Themen übernehmen. Dieses Beispiel zeigt, dass es noch weitere Lösungsmöglichkeiten gibt, die nicht alle im Buch aufgeführt werden.

Trotzdem gibt das Buch wertvolle Hilfestellungen und zeigt, dass BI ein stetiger Entwicklungsprozess ist, der immer wieder neu und auf das jeweilige Unternehmen angepasst bearbeitet werden sollte.

Raus aus der BI-Falle: Wie Business Intelligence zum Erfolg wird. Autoren: Ronald Bachmann, Dr. Guido Kemper. mitp Verlags GmbH & Co. KG, 2. Auflage, 2011, 288 Seiten